ad poets blog – Achtung! Die Frau Sichelschmidt denkt nach.

Buffalo Bill in Duisburg

Stippvisite im Stadtmuseum. > PR-Artikel für die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte. Text: ad poets, Elke Sichelschmidt.

Stadtserie: Kultur- und Stadthistorisches Museum Duisburg
London, Rom, Paris, Berlin – selbstverständlich interessiert uns ihre Geschichte. Aber zuhause? Die eigene Historie mutet wenig spannend an. Doch wer nur mit Kohle, Stahl und üblichen Klischees rechnet, liegt falsch. Duisburgs Biographie ist bunter als wir meinen. Und direkt am Innenhafen bietet das Kultur- und Stadthistorische Museum erstaunliche Einblicke in unsere Vergangenheit. Liebevoll dokumentiert und kurzweilig aufbereitet.
 
Indianer, Wikinger & die Queen
Hand aufs Herz! Wussten Sie, dass Duisburg soviel heißt wie die „Burg auf dem Hügel?“ Dass uns 883 die Wikinger überfielen und alles klauten, was nicht niet- und nagelfest war? Oder dass Buffalo Bill 1891 mit 100 Cowboys und Indianern sowie 175 Pferden, Maultieren und Büffeln am Sonnenwall gastierte? Vielleicht überrascht es Sie ja auch, dass es am Neuenkamp 1912 einen Flugplatz gab, unsere Beekstraße in den 20ern mal eine Edel-Shoppingmeile war oder die Duisburger ihr Gelato schon vor dem 1. Weltkrieg in italienischen Eisdielen essen konnten. Und warum es die Queen bei Ihrem Antrittsbesuch in Germany wohl ausgerechnet hierher verschlug? Tja, sehen Sie – auch das können Sie bei einer unterhaltsamen Führung im Museum erfahren.

Mammuts, Germanen & die Römer
Natürlich wollen wir nicht zuviel verraten, aber reisen wir doch schnell zu beispielhaften Ausstellungsstationen von der Eiszeit bis ins 20. Jahrhundert. Gleich zu Beginn präsentiert eine große Gefriertruhe den 15.000-jährigen Backenzahn eines Mammuts. Geschwind geht es in die Steinzeit: Angespitzte Rippenknochen eines Urzeitelefanten aus Wedau oder auch Deutschlands ältester Pflug aus Rheinhausen. Grobe Werkzeuge im Vergleich zu den getöpferten Graburnen unserer germanischen Vorfahren aus der Bronzezeit. Danach präsentieren die Vitrinen Duisburgs erste Hochkultur. Und mochten die Römer auch spinnen, sie schlugen im letzten Jahrzehnt v. Chr. bei Rheinhausen ihr Lager auf und brachten uns Öllampen, Amphoren oder auch Schrift und Geld – während wir noch analphabetisch im Tausch handelten. Der römisch-germanischen Kloppereien waren übrigens recht wenige. Vor allem verkehrte man geschäftlich – bis die Garnison 100. n Chr. endlich abzog.

Palisaden, Mokassins & der Pranger
Etwa 400 Jahre später schlossen sich die hiesigen Germanenstämme als die „Franken“ zusammen. Ein Modell  illustriert Duisburgs Ursprung als einfaches Dorf mit einer Festung aus Holzpalisaden. Allerdings hielten sich die sogenannten Freien hier zunächst selten auf, denn ihre Könige regierten aus dem Sattel. Und – wie Lanzenspitze, Dolch und Kampfaxt aus einem Männergrab beweisen – ging es dabei recht ruppig zu. Zivilisierter scheint hingegen der Duisburger Silberpfennig, welcher mit Erlaubnis Heinrichs III. im 11. Jahrhundert geprägt wurde. Wir befinden uns im Mittelalter und die Stadt zählt ca. 3000 Einwohner. Darunter wohl auch ein Mädchen, für das der gut erhaltene Lederschuh aus des Schusters Abfallgrube gedacht war. Direkt nebenan bewundern wir hölzerne Trippen, die sich unsere Ahnen bei Regen unter die Mokassins schnallten. Und wer mag, kann sich gleich anschließend an den nachgebauten Pranger stellen lassen – auch ohne Wirtshausschlägerei.

Tabak, Tatort & das Groschengrab
Huschen wir noch eben in die Neuzeit. 1655 wird die alte Universität gegründet und 1750 kündigt sich mit wenigen Tabak- und Textilmanufakturen die Industrialisierung an. Da ist er: Der erste rauchende Schlot, düster in Öl gemalt. Auch einen Blick auf Stoffstempel, eine Industriemühle, Gastarbeiterpapiere oder Berg- und Stahlbauexponate dürfen wir werfen und per Knopfdruck typische Geräusche auslösen. Und natürlich ist dem dunklen Kapitel des Nationalsozialismus ein eigener Raum gewidmet. Zum Schluss landen wir im Wirtschaftswunder. Ein Groschengrab erinnert an Duisburg als erste deutsche Kommune mit Parkuhren, während Fred Bertelmann „Denk ich an Capri, dann denk ich auch an Tina...“ singt. Der lachende Vagabund aus Meiderich war 1958 ein Nr.1 Hit und der Traum vieler Bütterkes schmierender Hausfrauen. Sie merken schon: die heimatliche Spurensuche im Museum macht richtig Spaß. Klar, dass am Tatort auch eine Original Schimanski-Jacke hängt. Das alles sollten Sie keinesfalls verpassen.